Samstag, 28. März 2020

Nichts ist mehr sicher...

„Nichts ist mehr sicher“. 
Haben Sie diesen Satz in den letzten Tagen auch 
öfter gesagt oder zumindest gehört?
Für mich hat es den Anschein, als wäre das eine Art „Grundstimmung“, 
die unser ganzes Leben bestimmt und die manch einem den 
Schlaf raubt. „Hat mein Frisör offen oder nicht?“ „Schreibe ich 
demnächst Abi oder wird es verschoben?“ „Reicht das 
Klopapier noch übers Wochenende oder muss ich schon morgen 
rechtzeitig da sein, um eine Packung von der 
Palette abzugreifen?“ „Wann sehe ich meine Enkel*innen 
wieder?“ „Habe ich morgen noch einen Job oder 
muss der Chef den Laden schließen?“ Und schlussendlich:
„Bin ich gesund oder nicht?“ Und wenn ich krank werde: 
„Was erwartet mich dann?“ Diese Unsicherheit wird 
auch eine Weile andauern. So viel steht fest. Wie lange? 
Auch das ist unsicher. Sicher ist, dass Gott da ist. 
Das glaube ich tief im Herzen. Auch wenn ich davon 
manchmal nichts spüre. Auch wenn es keine Lösung gibt. 
Der Glaube an Gott löst weder Klopapierfragen noch 
gesundheitliche Probleme, die eine Pandemie mit sich bringt. 
Für mich ist Gott so etwas, wie ein „sicherer Ort“. Er verändert sich nicht, 
auch wenn sich die Nachrichten im Stundentakt fast überschlagen. Er ist da. 
Immer. Das wussten schon die Psalmbeter in der Bibel. Die kannten auch 
Unsicherheiten und schlaflose Nächte. Aber sie wussten Gott bei sich. Von 
ihnen kann man lernen für Zeiten wie diese. 
Vielleicht können Sie dann – trotz allem – auch sagen: 
„Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; 
denn allein du, HERR, hilfst mir, 
dass ich sicher wohne.“ (Psalm 4,9)

HIMMELS:ANKER 
Wendlingen am Neckar am 21. 03.2020 und 
Geistliches Wort in der Nürtnger Zeitung am 28.03.2020

Sonntag, 15. März 2020

Kleines Protokoll zum merkwürdigsten Sonntag meines Lebens






Wochenlang wurde geplant und gerungen.
Um Abschiedsworte.
Um Gesten.
Um Rituale.
Um Dinge die vielleicht helfen,
etwas wieder heilen zu lassen.

Zeit wollten wir haben.
Und Zeit geben.
Um zu beenden was war
und zurückzufinden zur Hoffnung

auf Neues und Gutes, das entstehen wird.

Wir haben uns gewünscht,
dass Menschen sich begegnen
und wahrnehmen
und aufeinander zu gehen
glaubend und wissend,
dass Christus unter ihnen ist,
wenn zwei oder drei zusammen sind. 

Und dann waren nicht nur
zwei oder drei zusammen,
und Christus unter ihnen,
sondern auch Corona
war mitten unter ihnen.
Nichts mehr war mehr so, wie es sein soll.
Das Leben wird plötzlich zerbrechlich.
Planungen fallen auseinander
wie Herbstlaub von den Bäumen.
Nähe wird gefährlich und
Begegnung ein strategisches Projekt. 

Alles scheint offen und
nichts fühlt sich richtig an.
Die besten Planungen
reichen nur bis zur nächsten Empfehlung 
des Oberkirchenrats.
Gutgemeintes und Gutgeplantes
zerbricht in unseren eigenen Händen.

Gemeinsam
von vorn beginnen.
Heute anders als gestern.
Das Beste daraus machen,
obwohl man noch gar nicht weiß,
was man dazu bekommt.
Mit dem Herzen sehen und
mit dem Bauch entscheiden. 

Und dann:
Sonntag.
Merkwürdigster Sonntag meines Lebens.
Zwischen Kirche und Krise.
Zwischen Himmel und Erde.
Zwischen Abschied und Neubeginn. 

Gemeinsam
singend und betend
um Fassung ringend
losgehen.
Meine Hoffnung und meine Freude,
meine Stärke, mein Licht. 


Leerer Altar.
Das Kreuz auf dem Weg
nach draußen.

Ins Neue.
Ins Freie.
Ins Licht.

Christus meine Zuversicht;
auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht,
auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.


(Zum Abschied von der Johanneskirche in Wendlingen am Neckar am 15. März 2020)