Sonntag, 2. Oktober 2016

Man teilt nur mit dem Herzen gut.

Erntedank-Gottesdienst im Roßdorf
am 2. Oktober 2016



Gnade sei mit euch und Frieden. Von dem der ist, der war und der kommt. Amen.

I. Israel

Habt ihr gehört?
Feigen und Weizen
und Granatäpfeln und Oliven
und Honig.
Lauter leckere Dinge.
Das alles hat Gott versprochen.
Sattessen sollten sich die Menschen
nach der langen Wanderung durch die Wüste.
Ganz sicher sollen sie sein:
Für uns ist gesorgt.
Keiner kommt zu kurz.
Volk Israel,
dein Gott weiß, was du brauchst.

II. Roßdorf

Ihr seid nicht das Volk Israel,
sondern das "Volk Roßdorf". 
Hier ist keine Wüste.
Und wandern muss man auch nicht jeden Tag.
Die letzte Hungersnot in Deutschland
ist schon sehr lange her.
Und das Roßdorflädle
ist immer gut bestückt.
Niemand muss sich Sorgen machen.
Alle  wissen: Wir haben es gut.
Und heute haben wir das vor Augen:
der  Erntedankaltar ist voll.
"Volk Roßdorf",
dein Gott weiß, was du brauchst.

III. Tagestreff

Der Erntedankaltar ist voll.
Wir danken Gott
und wir können teilen.
Weil wir es gut haben.
Und weil wir und freuen
über Äpfel und Nüsse,
Weizen und Trauben,
Karotten und Kraut.

Wir teilen.
Und wir wissen,
dass es auch
in unserer Stadt,
vielleicht sogar unter uns,
Menschen gibt,
die es nicht gut haben.
Denen die Rente nicht reicht.
Die vom JobCenter
wieder weggeschickt werden.
Die Platte machen müssen.
Wir teilen
was Gott uns schenkt
mit den Besucherinnen und Besuchern
des Tagestreffs
in der Paulinenstraße.
Dort bekommen Menschen,
die obdachlos und arm sind,
denen Hoffnung und Mut fehlt,
ein warmes Essen.
Eine Kartoffelsuppe,
Gemüseeintopf
oder ein Gulasch.

 IV. Korinth

In der Bibel gibt es einen langen Brief.
Paulus hat ihn an die Christen in Korinth geschrieben.
Und über das Teilen sagt er:

Brüder und Schwestern,
vielen Dank für eure großartige Hilfe!
Seit dem letzten Jahr sammelt ihr Geld für die Gemeinde in Jerusalem!
Ihr seid so eifrig!
Deshalb habe ich auch einige zu euch geschickt,
damit sie das abholen, was ihr gesammelt habt.
Ich bin sicher, dass ich stolz auf euch sein kann!

Denkt immer daran:
Mit dem Teilen ist es wie bei einem Sämann.
Wenn er wenig Samen auf dem Acker verteilt,
dann wird auch wenig ernten.
Wenn er aber großzügig mit beiden Händen die Samen verteilt,
und nicht spart dabei,
dann hat er eine reiche Ernte.

Dabei ist wichtig:
keiner soll mehr geben, als er selber abgeben kann.
Ihr müsst tief innen im Herzen wissen,
wieviel ihr abgeben könnt
und was ihr teilen wollt.
Wenn ihr etwas teilt, soll es von Herzen kommen.
Dann macht es euch Freude
und dann freut sich Gott auch um so mehr darüber.
Er hat euch dann ganz besonders lieb.
Und dann werdet ihr feststellen:
Gott gibt euch so viel,
dass ihr immer genug habt
um anderen etwas davon abzugeben.
Daran sehe ich:
Gott segnet euch!


 V. Teilen

Teilen kann man viel.
Geld und das letzte Hemd.
Kürbisse und Trauben.
Mandarinen und Studentenfutter.
Das Pausenvesper
mit Apfelschnitzle.
Sehr gut teilen kann man
eine Portion Pommes
und Gummibärchen.
Teilen kann man
aber auch
Zeit
und Ideen
und Gedanken.
Geschichten auch.
Solche, die erzählen von der Dankbarkeit
und davon, dass es für alle gereicht hat.
Teilen kann man aber auch Zweifel.
Manchmal auch Zweifel daran,
ob wir das wirklich schaffen.
Zweifel ob genug für alle da ist
und nicht ein anderer das bekommt,
was eigentlich mir zusteht.
Manchmal fällt das Teilen schwer.
Manchmal sind wir
sparsame Sämänner und -frauen.
Wir budgetieren den Samen.
Wir teilen ein und legen an.
Wir überlegen, wie wir Verluste klein halten.
Es könnte eng werden am Monatsende.
Es könnten schlechtere Zeiten kommen.
Heute ist doch eher hamstern angesagt.

VI. Der Sämann

Paulus sieht das anders.
"Viel hilft viel!"
Das ist kein politisches Erfolgskonzept.
Keine Business-Strategie der Wirtschaftsriesen.
Das ist ein landwirtschaftliches Betriebsgeheimnis.
Wer möchte,
dass ein Acker einen hohen Ertrag bringt,
der muss investieren.
Nicht alle Samen gehen auf.
Nicht alle Pflanzen wachsen gerade.
Und manchmal wächst da auch etwas,
was da gar nicht hingehört.
Nicht immer ist Witterung, Temperatur und Bodenbeschaffenheit optimal.
Aber wenn man großzügig ist
und das alles einkalkuliert,
dann kann man davon leben.
Nur dann.
Nur dann kann man
aus dem Vollen schöpfen und hat
im nächsten Jahr genug Samen
um von vorn zu beginnen.

VII. Segen

Wer teilt,
ist gesegnet.
Paulus wusste das.
Und die Korinther auch.
War ja sicher alles kein Problem damals.
Heute lassen wir das lieber mal.
Das Armutsrisiko ist hoch.
Da muss man vorsorgen!
Die Zeiten haben sich doch geändert!
Wirklich?
Ich glaube nicht.
Auch die Christen in Korinth
mussten wirtschaften.
Und vorsorgen.
Vermutlich war das Armutsrisiko
sogar höher als heute.
Hartz4 und Rente warten noch nicht erfunden.
Sie mussten sorgfältig umgehen
mit dem, was sie hatten.
So wie wir heute
auch überlegen müssen,
wieviel wir abgeben können.
Und wollen.
Nicht ohne Anlass
schrieb Paulus diesen Brief.
Vielleicht würde er ihn heute an uns schicken?

VIII. Man teilt nur mit dem Herzen gut

Tief drin
im Herzen,
da wo Gott wohnt,
und das, was uns heilig ist,
wissen wir doch,
was wir hergeben können
und entbehren wollen.
Man teilt nur mit dem Herzen gut.
Am Ende
bleibt Segen.

Für uns selber
und für andere.
Amen.

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