Freitag, 28. Oktober 2016

Durchblicken

"Brillenwechsel.
Vielfältig auf Jugendarbeit und Kirche schauen."

Delegiertenversammlung des
Evangelischen Jugendwerks Bezirk Nürtingen
am 27.10.2016


„Wir brauchen ja niemanden deswegen auszugrenzen, nur weil ihm kein Bart wächst, oder?
Kann er – oder sie – ja nichts dafür…
Wir Menschen sind eben ganz verschieden  - wie
unsere Geschichten. Manche haben einen Bart."

Firas Alshater in seinem Buch "Ich komm auf Deutschland zu".
Viele Menschen haben keine Chance ein Buch zu schreiben.
Ihre Geschichte wird nicht gehört, oder als Youtube-Film vermarktet.
Und doch ist nicht nur ein Youtube-Star wichtig.
Jede und jeder ist wertvoll mit einer ganz eigenen Geschichte.
Für uns klingt das immer alles so selbstverständlich.
Jeder ist wichtig.
Alle sind gleich wertvoll.
Gott liebt dich, wie du bist.
Das wollen wir vermitteln:
Den Kindern und Jugendlichen in unserer Jugendarbeit,
aber auch "dem Rest der Welt".
Das ist unser Auftrag, unsere Motivation, unsere Leidenschaft.
Schaffen wir das?
Bei allem auf das wir als kirchliche Jugendarbeit stolz sein können:
Manchmal ist es gut, kritisch hinzuschauen
und Fragen zu Stellen.


Wer kommt denn tatsächlich in unsere Gruppen und Kreise?
Mit wem arbeiten wir zusammen?
Mit wem haben wir keine Berührungspunkte?
Bei welchen Jugendlichen kommt unsere Botschaft gar nicht an?
Wer ist das, wo leben die und was bewegt die?


Wo findet die Hedi mit der 1 im Abi
einen Platz für ihre Zweifel an Gott und der Welt?
Wo Martin, der im Rollstuhl sitzt?
(Und kommt der überhaupt die Treppe zum Jugendraum runter?)
Wie kann Alaji besser Deutsch lernen
und warum traut sich Ela, die keinen Mann hat aber eine Tochter,
nicht mehr in den Jugendkreis?
Kann Mandy, die neulich noch mit einem Jungen lieert war,
aber jetzt eine feste Freundin hat,
ihre Lovestory erzählen, ohne dass ein Raunen durch den Raum geht?
Und Helmut, der Hausmeister - der ist eine Seele von Mensch.
Denn der räumt immer den Müll weg.
Aber darf er sagen, dass er nicht ausgenutzt werden will?
Viele Fragen kann man sich stellen.
Vieles kann man wahrnehmen, sehen, hören.
Nicht immer haben wir den richtigen Blick, die richtige Brille auf.
Eine wichtige Frage ist:
Sind wir uns dessen bewusst?
Oder gehen wir davon aus, dass die eine Brille,
mit der wir uns gut fühlen, die richtige ist?

Bartimäus hatte auch Schwierigkeiten mit dem Durchblick.
Blind war er.
Bettler von Beruf.
Jericho hieß seine Stadt,
die ihn am Leben erhielt.
Man kannte ihn.
Er war jeden Tag da und tat das Gleiche: Er sorgte für sich.
Für seinen Lebensunterhalt.
Als Jesus in die Stadt kommt, muckt er auf.
Sogar so sehr, dass die Stadt in Bewegung kommt.
Sie schämt sich für diesen Blinden, der ruft
"Jesus, Sohn Gottes, hab Erbarmen mit mir!"
Und Jesus geht hin.
Er vollbringt nicht ein sofortiges Wunder.
Er stellt eine Frage:
"Was willst du, dass ich für dich tun soll?"
Bartimäus antwortet: "Dass ich sehend werde!"
Jesus sprach: "Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen."
Es ist eine Sache des Glaubens,
das mit dem Brillenwechsel
und mit dem Sehenkönnen.

Gib uns Ohren die Hören
und Augen die sehn,
und ein weites Herz, andre zu verstehn.
Gott, gib uns Mut, unsre Wege zu gehn.
Amen.

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