Sonntag, 17. Dezember 2017

Einmal Hirtin sein.


Manchmal wäre ich gerne eine Hirtin.
Nicht so sehr wegen den Schafen.
Und wegen der Lagerfeueridylle.
Oder weil man möglicherweise ein Abenteuer erlebt,
da draußen auf den Feldern.
Nein, der Hirtenberuf ist hart.
Schlecht bezahlt und allem ausgesetzt, was eine Schafherde erleiden muss:
Hitze, Kälte, Dauerregen und Dürre.
Das Hirtenleben ist kein schönes Leben.

Trotzdem wäre ich manchmal
gerne eine Hirtin.
Eine wie der alte Hirte, 
der sein Leben lang gehofft und geglaubt hat.
Der die Geschichten kennt und weiß,
dass sie gut ausgehen.
Auch wenn es manchmal anders aussieht.
Ich wäre gerne eine Hirtin,
die an der Krippe steht.
Dort beim Kind. Im Stall.
Ich mag dort stehen und staunen.
Und sicher sein:
Das ist Gottes Sohn.
Das ist der König, der Frieden bringt.
Ich kann ihn sehen. Hören, Riechen. Berühren.
Und jetzt wird wahr, was wir seit Jahrhunderten
glauben
und hoffen
und wünschen.

Ich wäre manchmal gerne eine Hirtin.
Eine, die überrascht wird.
So wie der junge Hirte,
der es gar nicht glauben konnte,
wer da in der Krippe liegt.
Ich wäre gerne eine Hirtin,
die trotz Zweifel und Skepsis
und falschen Vorstellungen an der Krippe steht
und lacht.
Und das Kind lacht zurück.
Dann wären sie weggeblasen, die Zweifel.
Und ich würde dem Kind etwas vorflöten… obwohl…
vielleicht mag es ja lieber die Kelly Family?
Moderne junge Hirten können ja Spotify.

Manchmal wäre ich gerne eine Hirtin.
Eine, die dem Engel begegnet.
Der sagt: Fürchte dich nicht.
Und der mich einfach losschickt dahin,
wo auch heute
Gott zur Welt kommt.
Dann stehe ich da und staune
über einen kleinen Frieden in der Familie.
Über eine offene Tür für den Einsamen.
Über eine zweite Chance für die Chancenlose.

Fürchte dich nicht
würde der Engel zu MIR sagen.
MIR ist Gott geboren.
Für MICH ist Frieden auf Erden.

Ich glaube, wenn ich eine Hirtin wäre:
ICH würde mitgehen zur Krippe.
Und ich würde flöten.
Oder mit Spotify mitsingen.
Nur ein einfaches Hirtinnenlied.
Aber es wäre MEIN Lied.
Amen


(Gottesdienst mit dem Weihnachtsspiel der Kinderkirche am 17. Dezember in der Eusebiuskirche Wendlingen am Neckar)

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